Kirche

Pfarrkirche St. Michael

 Am 18.10.1889 wurde der fünfzigjährige Priester Ferdinand Lasser, vorher Expositus zu Dorfbach, Pfarrer in Aufhausen. Schon bald wurde klar, dass der Neubau der Pfarrkirche eine seiner wichtigsten Aufgaben werden würde. Obwohl die Kirche in Aufhausen erst von 1867 bis 1869 im neugotischen Stil renoviert worden war, erschien das alte Gotteshaus dem Baueifer der Epoche doch als unzureichend. Man verwies etwa auf die Zunahme der Pfarrangehörigen, deren Zahl sich bis zum Jahre 1890 auf 751 erhöht hatte; im Jahre 1828 hatte die Zahl noch 713 betragen, und doch hatte man damals befunden, dass die Kirche “ziemlich klein” sei. Um hier abzuhelfen, dachte man ab 1891 an eine Erweiterung der bestehenden Kirche; 1892 genehmigte die Regierung in Landshut dann die Absicht der Pfarrei, mit dem Architekten Johann Baptist Schott aus der vorhandenen Kirche “eine dreischiffige Kirche zu bauen”. Mit Schott hatte sich die Pfarrei des Meisters versichert, der von etwa 1885 an bis zu seinem Tod im Jahre 1913 das Baugeschehen in der Diözese Passau prägte. Um die Zeit der Aufhausener Pläne war Schott gerade mit den Neubauten der Pfarrkirchen zu Alkofen, Schönau und Zwiesel beschäftigt; die Neubauten der Pfarrkirchen von Ortenburg, Thalberg und Ludwigsthal standen in der Planungsphase. In deren Verlauf wurde die zunächst angestrebte Erweiterung zugunsten eines Neubaus verworfen, da die jetzige Pfarrkirche daselbst absolut nicht zweckdienlich umgebaut werden kann. Die Planung übernahm nun der Bauamtmann bei der Regierung in Landshut, Anton Völkl. Es ist unklar, warum Völkl zum Zuge kam, womöglich war Schott einfach überlastet, vielleicht hat Völkl nur erste Pläne ausgeführt, die von Schott überarbeitet worden sind. Stilistisch ist der Aufhausener Kirchenbau nämlich durchaus in das Werk Schotts einzuordnen. Andererseits war auch Völkl ein angesehener Baumeister, der seit den 70er Jahren an nicht wenigen Kirchen gearbeitet hatte und gerade anfangs der 90er Jahre mit wichtigen Bauten hervortrat.

Der fertige Bauplan sah Kosten von ca. M 27.000 vor und erhielt gemäß Bescheid der Regierung von Niederbayern vom 23.11.1893 “in ästhetischer Hinsicht die Allerhöchste Genehmigung”, wobei allerdings die Einbindung des beibehaltenen alten Kirchturms beanstandet wurde. Nachdem die Kirchenstiftung nach Ansicht der Regierung die notwendigen Mittel nicht aufbringen konnte, und die Regierung deswegen die Erlaubnis zum Baubeginn verweigerte, erklärte sich der Baumeister Joseph Eder von Geisenhausen bereit, die Ausführung des Baues für nur M 24.500 zu übernehmen. Die Grundsteinlegung erfolgte um Ostern 1894. Während der Bauzeit fanden die Gottesdienste an Sonn- und Feiertagen in dem ganz neuen geräumigen Getreidespeicher des Nachbars, des Bauers Obermaier statt. Schon am 04.11.1894 erfolgte die Benedizierung der neuerbauten Kirche. 1895 machte man sich dann an den Turm, der um den Betrag von M 2.248 renoviert werden sollte.

Mit Abschluss der Bauarbeiten präsentierte sich die neue Pfarrkirche St. Michael als einschiffiger Saalbau nach spätgotischen Formen, wobei der Chor zu zwei Jochen und einem 3/8-Schluss und das Langhaus zu vier Jochen mit einem Netzrippengewölbe versehen waren. Die Innenausstattung war im neugotischen Stil. Auch in seiner äußeren Erscheinung gehörte der verputzte Ziegelbau mit Strebepfeilern und dem Vorzeichen an der westlichen Stirnwand zu den bezeichnenden Bauten der Heimatstilbewegung des ausgehenden 19. Jahrhunderts.

In den nach der Bendizierung folgenden Jahren wurde die Ausstattung vervollständigt: zu der vorhandenen alten Glocke aus dem Jahre 1759 erhielt die neue Pfarrkirche im Jahre 1897 drei Glocken aus der Passauer Glockengießerei Gugg. Am 01.01.1898 wurde der neue Kreuzweg der Kirche geweiht. Am 19.05.1900 legte die Regierung von Niederbayern die geprüfte Schlussrechnung des Kirchenbaus vor, dessen Gesamtkosten sich auf die stattliche Summe von M 63.553 beliefen, wobei noch ganz geringe Restkosten für die von der Passauer Firma Hechenberger gebaute Orgel zu erwarten waren. 1898 war nämlich – trotz des wegen der finanziellen Belastung der Pfarrei erhobenen Widerspruchs des Ordinariats – eine neue Orgel angeschafft worden. Am 18.09.1902 erfolgte schließlich die feierliche Konsekration durch Bischof Antonius Henle. 1912 erhielt die Pfarrkirche eine neue Turmuhr, 1920 legte man das elektrische Licht in die Kirche. Im Jahr 1935 wurde die Pfarrkirche innen renoviert.1936 lieferte die Glockengießerei Gugg in Straubing zwei neue Glocken, eine davon umgegossen aus einer der 1897 gegossenen Glocken. Bis auf eine (180 kg; 1897) fielen alle Bronzeglocken von 1897 und 1936 dem zweiten Weltkrieg zum Opfer, so dass man 1950 das Geläute durch zwei neue Glocken wiederum vervollständigen musste. 1953 wurde die ganze Beleuchtungsanlage erneuert und im Zuge der Liturgischen Reform nach dem II. Vatikanischen Konzil wurden die neugotischen Altäre entfernt, an diese Stelle trat eine moderne Ausstattung von Leopold Hafner, der das Kunstschaffen der Diözese seit drei Jahrzehnten wesentlich bestimmt: ein Chorkreuz aus Kalksandstein mit Unterbau, der die vier Evangelisten zeigt, Tabernakel; Volksaltar aus Marmor; Ambo aus Kalksandstein und Sedile; bronzenes Taufbecken; Madonna. Von der alten Ausstattung blieb die überlebensgroße Barockplastik des Hl. Michael, des Kirchenpatrons der Pfarrkirche. 1981 baute die Fa. Kaulmann eine neue Orgel mit zwei Manualen und Pedalen und 16 Registern ein.

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Die Kirche im Jahr 1962

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