Geschichte

Archäologie in Aufhausen

Das Vilstal ist seit über 7500 Jahren ständig besiedelt. Einen zentralen Ort innerhalb der Besiedlungsgeschichte nimmt dabei Aufhausen ein. Im Osten der Ortschaft entsteht derzeit ein fast 20 ha großes Gewerbegebiet. In dieser Fläche kannten die Archäologen bereits seit fast 30 Jahren vorgeschichtliche Siedlungsspuren.

Manfred Schötz, Lehrer aus Lichtenhaag, begeht seit 1970 fundträchtige Äcker im gesamten Vilstal und hat auch in dieser Fläche in Aufhausen viele Scherben, Geräte aus Silex und Felsgestein gefunden, die uns zeigten, daß hier seit der ältesten Jungsteinzeit Menschen lebten. Seit 1979 gibt es in Bayern eine eigene Luftbildarchäologie. Otto Braasch und Klaus Leidorf liefern seither jedes Jahr neue Bilder – auch von Aufhausen. So wußten die Archäologen bereits seit langem, daß hier im Osten von Aufhausen, auf einer Lößterasse zwischen der Vils und einem Bach, ein Siedlungsareal liegt, das erstmals vor etwa 7500 Jahren erschlossen worden war und seither immer wieder aufgesucht wurde.

Als das Gebiet als Gewerbefläche ausgewiesen wurde, stand fest, daß man hier vor einer Überbauung umfangreiche Ausgrabungen durchführen mußte. In ausgezeichneter Zusammenarbeit zwischen dem Markt Eichendorf und der Kreisarchäologie wurden kostengünstige Wege gesucht und gefunden, um zum einen die geforderte Qualität der wissenschaftlichen Untersuchung zu gewährleisten und zum anderen die Kosten in einem überschaubaren Rahmen zu halten.

Bereits 1990 fanden auf dem Gelände des Gemüsebetriebes Beer die ersten Ausgrabungen von Januar bis März statt. Neben Siedlungsspuren der Badener Kultur (ca. 3500 v. Chr.), einer Kultur, die vor allem in Niederösterreich verbreitet ist, fand man eine großflächige Siedlung der Urnenfelderzeit (ca. 1200 v. Chr.) mit viel Keramik und Hinweisen auf Textilverarbeitung.

1997 begannen dann die Grabungen in der östlichen Anschlußfläche, die bis heute zu fast 2/3 untersucht ist. Die älteste Siedlung entstand in diesem Bereich bereits vor über 7500 Jahren. Sie fanden einen dichten Eichen-Buchen-Urwald vor, den sie erst mit ihren Steinäxten roden mußten. Die Bäume zeigten ihnen auch die ausgezeichnete Bodenqualität des Untergrundes an, denn als Siedlungsböden wurde nur die beste Bodenqualität ausgesucht. Diese ersten Ackerbauern wanderten aus dem Balkan kommend bei uns ein. Sie brachten Rinder, Schweine, Schafe und Ziegen als Haustiere mit sich und bauten bereits Getreide, Emmer, Einkorn und Dinkel an. Ihre Häuser errichteten sie aus Eichenstämmen. Die Länge der Bauten betrug etwa 25 m. Sie waren zwischen 5 und 6 m breit. Diese ersten Siedler lebten etwa 3-4 Generationen in Aufhausen (ca. 100 Jahre).Nach dieser Zeit waren wohl die Böden erschöpft, die Wälder leer gejagt und die Gewässer leer gefischt.

Etwa 500 Jahre später – die Natur hatte die ersten Besiedlungsspuren wieder vollständig ausgelöscht – kamen die nächsten Siedler. Dieses Schema wiederholt sich in Aufhausen bis in die Zeit der Kelten (ca. 300 v. Chr.). Seit etwa 2300 Jahren blieb dann das Gelände Ackerfläche. Den Archäologen gelangen in ihren Ausgrabungen in Aufhausen sensationelle Entdeckungen: so fanden sie 1997 ein 6000 Jahre altes Gefäß in der Form eines Menschen, die sog. Venus von Aufhausen. Dieses Kult-Gefäß ist bisher in Europa ein einzigartiger Fund. Aus der Glockenbecherkultur (ca. 2400 v. Chr.)fanden die Archäologen einen Friedhof, bestehend aus acht Gräbern. In einen Brandgrab eines etwa 5jährigen Buben fand man neben einem Gefäß, Knochenanhängern, Pfeilspitzen aus Feuerstein, einer Armschutzplatte aus versteinertem Holz und einem Kupferdolch auch zwei hauchdünne Blechbänder aus Gold. Diese Goldblechbänder sind sehr selten; bisher kennen wir insgesamt neun in ganz Europa. Neben einem Blechband, das man 1992 in Landau fand (die Aufhausener und die Landauer Familien waren offenbar verwandt miteinander) stammen alleine drei davon aus unserer Region und machen sie zu einem Zentrum dieser Kultur, die von Irland bis Marokko und von Portugal bis Ungarn reicht. Diese außergewöhnlichen Funde haben Aufhausen innerhalb der archäologischen Fachwelt Europas bekannt gemacht. Es ist abzusehen, daß dies nicht alles ist, was dort noch an Wichtigem entdeckt werden wird. In einer Ausstellung und in einem Buch sollen, in absehbarer Zeit die Funde aus dem gesamten Gemeindegebiet Eichendorf vorgestellt werden.

(Dr. Ludwig Kreiner, Kreisarchäologe)

hamma her.

Goldschatz

Goldband aus dem Brandgrab

Robert Pleyer beim Freilegen des “Goldgrabes” zu Aufhausen

Venus im Auffindungszustandklein

Venus im Auffindungszustand

Venus von Aufhausen

Grabbeigabe

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